Nachruf auf Sir C. P. Srivastava

Nachruf auf Sir Chandrika Prasad Srivastava

Der Mann mit der Gabe des Midas in der Welt der Seeschifffahrt ist tot.

S. Anandan, 24.07.2013: The Hindu, Indien

Mit dem Tod von Sir Dr. Chandrika Prasad Srivastava verlor die maritime Welt eine wegweisende Führungspersönlichkeit und einen Visionär. Der emeritierte Generalsekretär der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (ISO) und Träger des zweithöchsten indischen Zivilverdienstordens, Padma Vibhushan, verstarb am Montag in Genua (Italien). Srivastava wurde 93 Jahre alt und hinterlässt zwei Töchter. Seine Ehefrau und Gründerin von Sahaja Yoga, Shri Mataji Nirmala Devi, hatte großen Einfluss auf die Ideale seines Lebens und verstarb nur wenige Monate vor ihm.

Srivastava rief Institutionen ins Leben und hatte als internationaler Verwaltungsbeamter eine glückliche Hand in Geldangelegenheiten. Dass er unangefochten von 1974 bis zu seiner freiwilligen Abdankung am 31. Dezember 1989 für vier aufeinander folgende Amtsperioden zum Generalsekretär der ISO gewählt wurde, spricht für seine Beliebtheit als unvoreingenommene und einflussreiche Führungskraft. Noch immer ist sein Rekord der längsten Dienstzeit eines Generalsekretärs ungebrochen.

Bevor er international ein Zeichen setzte, diente Srivastava als Beamter im indischen Staatsdienst (1949) im Führungsstab Uttar Pradeshs und arbeitete eng mit Lal Bahadur Shastri, dem damaligen Transportminister der Union zusammen.

Als Shastri an die Spitze des Unionskabinetts gewählt wurde, folgte Srivastava dem Premierminister in sein Sekretariat. 1966 gehörte er zum Gefolge des Ministers in Tashkent, wo Shastri das berühmte Nicht-Angriffs-Übereinkommen mit Pakistan unterzeichnete und auf mysteriöse Weise am nächsten Tag ums Leben kam. Jahrzehnte später verfasste Srivastava seine Biografie: Lal Bahadur Shastri: A Life of Truth in Politics[1].

Die Welt kennt Chandrika P. Srivastava als angesehenen Beamten, der entscheidend dazu beitrug, wegweisende maritime Bildungseinrichtungen wie die Welt-Schifffahrtsuniversität in Schweden und das Internationale Institut für Seeschifffahrtsrecht in Malta aufzubauen.

Shri Mataji und Sir Chandrika P. Srivastava

vor der Weltschifffahrts-Universität

in Malmö (Schweden)

Eine gütige Kraft fließt durch alle Wirklichkeit.
Stehst du mit ihr im Einklang, bewegst du dich mir großer Kraft (Laozi).“

Er war die treibende Kraft hinter Schlüsselabkommen und Gesetzen, die wesentlich zur Sicherheit von Besatzungen, zu hohen Ausbildungsstandards und zur Sicherheit auf Hoher See allgemein beitrugen. Darüber hinaus setzte er sich für die Reinhaltung der Ozeane ein.

In seine Amtszeit fielen die Entwicklung und Verabschiedung bahnbrechender Abkommen wie Ausbildungsstandards, Zertifizierungen und Wachanweisungen für Seeleute. Dazu gehörten auch die Suche und Rettung aus Seenot, die Unterdrückung gesetzwidriger Handlungen gegen die Sicherheit der Seeschifffahrt und die von Plattformen auf dem Kontinentalsockel.

Eine Serie von Unfällen in den frühen 1970er Jahren ließ ihn eine maßgebliche Konferenz zur Sicherheit von Tankern und Verhütung von Verschmutzungen organisieren. Im Hinblick auf die Internationalen Konventionen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See und zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe wurden in der Folge die Konstruktion und Bedienung von Tankern beeinflussende Maßnahmen in das ISO-Protokoll von 1978 aufgenommen.

Srivastava sammelte in der Indischen Schifffahrtsgesellschaft erste Erfahrungen als Gründungsmanager und kümmerte sich um soziale und Sicherheitsangelegenheiten der Besatzungen. Nebenbei bereitete er die flügge werdende Gesellschaft auf den Einstieg in den Transport von Massengütern vor. So konnte er später mühelos die ISO dabei begleiten, größere Verantwortung und Rollen zu übernehmen.

Unter seiner Führung nahmen die Mitglieder der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation sowohl an Zahl als auch Größe zu. Sie schüttelten ihr Elitedenken ab, um Entwicklungsländer anzusprechen, die heute die Mehrheit stellen.

Als amtierender Präsident der Welt-Schifffahrts-Universität beschreibt Björn Kjerfve Sirvastava als verdienstvolle Führungskraft mit starker Überzeugungskraft: „Wir waren sehr betroffen, von seinem Tod zu hören. Vor etwa zwei Jahren besuchte ich und lud ihn Anfang des Monats anlässlich unseres Abschlusses zum 30-jährigen Universitätsjubiläum ein.“ Eine Gründung sei niemals einfach, erklärte Kjerfve telefonisch The Hindu aus dem schwedischen Malmö. Srivastava habe jedoch die ISO-Ratsmitglieder und den Ausschuss des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen überzeugen können, Mittel für den Bau der Universität bereitzustellen.

Der früherer Unionssekretär für den Landtransport, P. A. Abraham, erinnert sich an Srivastava als charismatischen Führer mit einer Vision:

„Zum ersten Mal traf ich ihn auf einem Ratstreffen der ISO in Indien, das er als Generalsekretär wie alle Treffen der technischen Abteilung unparteiisch leitete. Einmal stand eins der Mitglieder auf und beschwerte sich darüber, keine Tagesordnung erhalten zu haben. Alle waren überrascht, als der Generalsekretär vom Podium herabstieg, sich für das Versehen entschuldigte und ihm eine Kopie überreichte. Es war so entwaffnend.“

Srivastava hatte einen wohlmeindenden Sinn für Humor: „In vielen Ländern bin ich als Nirmalas Ehemann und nicht als Generalsekretär der ISO bekannt“, scherzte er über seine viel berühmtere Gattin.

Er war eine seltene Mischung aus Bescheidenheit, Weitsicht, gesundem Urteilsvermögen und Entschlossenheit. Führungskraft war Srivastavas natürliche Stärke.

„Es geschieht selten, dass jemand so schnell international akzeptiert wird. Man wird sich an ihn für den Wendepunkt in den Seeschifffahrtsabkommen erinnern, die unter seiner Führung zur Sicherheit der Seeleute entworfen wurden“, sagte der frühere Sekretär des indischen Schifffahrtsministeriums, K. Mohandas.

Fast 70 Länder verliehen ihm ihre höchsten Auszeichnungen. Dazu gehörte auch die Ernennung durch Elisabeth II. zum Ehrenvollen Großoffizier des Höchstgeehrten Ordens des Heiligen Michaels und Georgs.

[1] Srivastava, C. P., 1996: Lal Bahadur Shastri: Life of Truth in Politics, Oxford University Press, Oxford